Früh um 6 ging es am Plärrer in Hersbruck los und nach einer recht flüssigen Autofahrt kamen wir am frühen Nachmittag in Madonna di Campiglio an, wo wir auch den letzten unserer Teilnehmer planmäßig trafen. Um uns die ersten Höhenmeter zu sparen, nahmen wir die Bahn zum Passo Groste, um von dort über ein Schuttfeld nach oben zu kraxeln bevor es dann mit unserem ersten Klettersteig, dem Sentiero Alfredo Benini losging. Nach knapp 3 Stunden hatten wir unser erstes Tagesziel, die Tuckett Hütte auf 2272 m ü.M. erreicht. Die Hütte gibt die Sicht auf viele schöne und imposante Berge frei und schon nach den ersten Stunden sind wir somit in die wunderschöne faszinierende Bergwelt eingetaucht - weg vom Alltag - einfach nur genießen.
Am nächsten Tag ging es nach der üblichen Hütten - Unruhe um kurz nach 8 Uhr los, abermals über ein Schuttfeld zum Einstieg des Sentiero Bochette Alte. Der zweite Tag war mit knapp 7 Stunden auch tatsächlich unsere "Königsetappe" - zumindest was die Länge anging. Bänder und Leitern reihen sich aneinander mit ab und an etwas schwierigeren Passagen, die aber alle durchwegs gut gesichert waren mit, so schien es uns, komplett neuen Seilen. Generell war an allen Tagen sowohl die Ausschilderung super also auch die Klettersteige in bestem Zustand. Und auch das Wetter war uns gut gesonnen. So war die Stimmung in der Gruppe ausgelassen und es wurde auch in den Klettersteigen viel gelacht und geplaudert. Am Abend waren wir froh unser Ziel, das Refugio Alimonta zu erreichen. Die Hütte bietet auf einem Steinplateau liegend mit Blick auf einen Glockenturm und gen Westen einen einzigartigen Sonnenuntergang, der natürlich vielfach zum Fotomotiv wurde. Nach ein paar Karaffen Rotwein und gutem italienischem Essen ging so auch dieser Tag glücklich und zufrieden zu Ende.
Am dritten Tag hatten wir zwei Möglichkeit zwischen einer längeren und einer kürzeren Route zu wählen. Nachdem wir ganz schön müde vom vorherigen Tag waren und sich unsere Oberschenkelmuskeln erst langsam an die ungewohnte Belastung gewöhnten, entschieden wir uns für die kürzere Tour, die Via delle Brochette Centrale, und waren somit schon am Mittag an unserem Ziel, dem Refugio Pedrotti Tosa angelangt. Vor der Hütte war abermals ein großes Steinplateau, auf dem wir uns in der Sonne räkelten und es uns gut gehen ließen. Nach dem Motto "kein Bier vor vier" haben wir uns dann eben gleich einen Rotwein bestellt und diesen bei bekannten italienischen Songs genossen. Wir hatten schließlich Urlaub!
Am nächsten Tag hatte unser "Kücken" Julian seinen 20. Geburtstag und Volki organisierte für jeden Kuchen. Endlich Apfelstrudel! Der war auf der Hütte am Vortag ausverkauft. Da wir keine Gletscherausrüstung dabeihatten, konnten wir nicht wie eigentlich geplant, über den Sentiero Brentari und Sentiero dell Ideale Klettersteig gehen. Somit wanderten wir über die wunderschön gelegene Agostini Hütte zum Klettersteig Bocchetta dei due Denti. Das war richtig schön und tat gut, einfach nur zu laufen! Eine willkommene Abwechslung.
Die Agostini Hütte gab uns einen wunderschönen Blick Richtung Tal frei und endlich sahen wir wieder etwas Grünes. Nach drei Tagen nur Fels und Stein war dies eine Wohltat für die Augen. Wir nutzten die Mittagspause auf der Hütte, um uns noch eine Eishöhle anzuschauen, bevor wir dann weiter zu unserer letzten Übernachtungsstelle aufbrachen, dem Refugio XII Apostoli, welche wir über schier endlos lange Leitern und ein weiteres Geröllfeld erreichten. An diesem Tag hatten wir Glück und sahen früh Schneehühner und später Gämsen und sogar einen Steinbock. Die Apostoli Hütte ist ganz wunderbar, der Wirt ein klasse Typ und die Aussicht absolut beeindruckend. Ein Kreuz, das in einen Fels gesprengt wurde, ist der Hinweis auf eine kleine Kapelle, in der an Verstorbene erinnert wird, die am Berg ums Leben kamen. Diese haben wir besucht und dabei wurde uns allen wieder einmal bewusst, wie schnell in den Bergen etwas passieren kann und dass das Gebirge kein Spielplatz ist. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass wir am nächsten Tag wieder alle gesund und heil im Tal ankamen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Girlan, bei leckerem Kuchen und Kaffee, traten wir gesund, erholt und glücklich die Heimreise nach Hersbruck an.
Vielen Dank an unseren "Kabelleiter" Volki für die tolle Organisation, danke an die tollen Teilnehmer Bettina "Kabelballerina", Jürgen "Medicus", Julian "Kabellos", Franko "Rosso", Harmut "Leichtfuß, Walter "Ferrater" und Anke "Felsenkante".