Unterwegs auf dem Gletscher | © Ines Kawohl

Ein unvergesslicher Grundkurs

Abenteuer Hochtouren in den Stubaier Alpen

04.07.2024

Vom 04. bis zum 07. Juli 2024 fand der Grundkurs Hochtouren in den beeindruckenden Stubaier Alpen statt. Ziel war es, den Teilnehmer:innen die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für selbstständige Hochtouren zu vermitteln. Was in diesen vier Tagen passiert ist, war nicht nur lehrreich, sondern auch voller unvergesslicher Momente und großer Lacher. Ein Bericht von Felix Unterberger.

Der Start: Auf ins Abenteuer

Am 4. Juli machten sich die Teilnehmer:innen auf den Weg und reisten eigenständig mit der Bahn an. Treffpunkt war die malerische Grawa Alm auf 1.525 Metern Höhe. Der imposante Grawa Wasserfall im Hintergrund bot einen beeindruckenden Anblick und steigerte die Vorfreude auf die kommenden Tage. Nach einem kurzen Kennenlernen machten wir uns auf den Weg zur Sulzenauhütte auf 2.191 Metern Höhe. Kurz nach der Sulzenaualm legten wir auf halbem Weg eine Pause ein, um die wichtigsten Knoten für die nächsten Tage zu lernen Besonders der Schmetterlingsknoten wurde eifrig beäugt und geübt. Die Teilnehmer:innen zeigten großes Interesse und waren begeistert bei der Sache. An der Sulzenauhütte angekommen haben wir – mangels Spalte - an einem Felsvorsprung die Spaltenrettung  mittels loser Rolle erlernt. Nach dem Abendessen war noch nicht Feierabend- Auf dem Programm stand noch die Routenplanung für den Aufstieg am folgenden Tag zur Müllerhütte über Gletscher und Grat. Die Tour wurde in Abschnitte unterteilt und mit Karte und Planzeiger die ungefähre Gehzeit abgeschätzt, sowie die Richtungen und Orientierungspunkte notiert, um sich auch ohne Wegweiser auf dem Gletscher oder im Nebel zurechtzufinden. Für Erheiterung sorgte eine Teilnehmerin, die in der Nacht versehentlich in das falsche Zimmer und ins falsche Bett kroch. Die Verwirrung führte am nächsten Morgen zu vielen Lachern und trug zur guten Stimmung in der Gruppe bei.

Aufstieg zur Müllerhütte und eine unerwartete Gratkletterei

Am Freitag starteten wir Richtung Müllerhütte auf 3.145 Metern Höhe. Zunächst gruben wir in einem Schneefeld T-Anker, um Fixpunkte für die Spaltenbergung zu setzen. Danach betraten die Teilnehmer:innen zum ersten Mal den Gletscher und bildeten eine Seilschaft. Das gemeinsame Vorankommen im Seil stärkte den Gruppengeist enorm. Die Gratkletterei über die Lübecker Scharte stellte sich als eines der Highlights der Tour heraus. Die nicht ganz einfache Passage forderte uns heraus, aber die Begeisterung und der Zusammenhalt in der Gruppe machten es zu einem unvergesslichen Erlebnis. Eine Teilnehmerin sorgte mit ihrem Wasserlilien-Deo dafür, dass wir auch in der Höhe frisch blieben und noch enger zusammenrücken konnten.

Wetterkapriolen und unerwartete Gipfel

Die Wettervorhersage für das Wochenende war nicht optimal. Gewitterwarnungen für den Samstagnachmittag und Sonntag zwangen uns dazu, unseren Plan zu ändern und früher zur Sulzenauhütte zurückzukehren. Auf dem Rückweg machten wir eine Pause an einem wundervollen blauen Bergsee, wo wir uns gemeinsam erfrischen konnten. Danach wurde direkt am See die Technik der Losen Rolle noch einmal geübt, da die Gewittergefahr dies auf dem Gletscher nicht zuließ. Weitere Höhepunkte boten das Becherhaus, der Signalgipfel (3.392 m) und schließlich der Wilde Freiger (3.418 m). Diese Besteigungen waren ein echtes Highlight, auch wenn eine Teilnehmerin ursprünglich nicht vorhatte, den Gipfel zu erklimmen. Doch im dichten Nebel verpassten wir die Abzweigung zur Nürnberger Hütte und landeten unerwartet gemeinsam auf dem Gipfel. Die Freude über dieses unerwartete Abenteuer war groß und stärkte das Gemeinschaftsgefühl.

Übung der Selbstrettung und Heimreise

Am Sonntag übten wir in der Früh trotz strömendem Regen an der Außentreppe der Sulzenauhütte die Selbstrettung in unterschiedlichsten Varianten. Die Teilnehmer:innen lernten die klassischen Techniken mit dem Prusikknoten sowie moderne Methoden mit Steigklemmen und Umlenkrollen. Die große Motivation und Entschlossenheit, sich dem Wetter zu widersetzen, waren beeindruckend. Nach der Übung stiegen wir glücklich ins Tal ab.

Mehr als nur ein Kurs

Der Grundkurs Hochtouren in den Stubaier Alpen war mehr als nur eine Ausbildung – er war ein Abenteuer, das uns alle enger zusammengeschweißt hat. Wir haben nicht nur technische Fähigkeiten erlernt, sondern auch die Schönheit und die Herausforderungen der Berge hautnah erlebt. Die lustigen und unerwarteten Momente, die gemeinsamen Anstrengungen und die beeindruckenden Gipfelerlebnisse haben diesen Kurs zu einem unvergesslichen Ereignis gemacht.

Ein Dankeschön an alle Beteiligten

Ein großer Dank gilt den Teilnehmer:innen Christina, Ines, Kristina, Sarah und Marcel, die mit ihrer Motivation und ihrem Humor den Erfolg des Kurses ermöglicht haben. Auch ihr Einsatz für den Umweltschutz, indem sie mit dem ÖPNV angereist sind, zeigt, dass sie nicht nur die Natur genießen, sondern auch respektieren. Die abendliche Tourenplanung auf der Karte mit der Berechnung der Zeiten für den Gletscher hat gezeigt, dass Lernen auch nach dem Abendessen Spaß machen kann. Fast alle Teilnehmer können jetzt sogar ein Seil aufnehmen (zwinker). Wir freuen uns schon auf viele weitere gemeinsame Touren und Abenteuer in den Bergen. Der Kurs hat gezeigt: Mit der richtigen Ausrüstung, dem nötigen Wissen und einer guten Portion Teamgeist sind die Alpen ein Paradies für Hochtouren – und wir sind bereit, es zu erobern.