12.04. - 15.04.13

Mit Ski durch den "Festsaal der Alpen". So hat Hans die Tour im Programm umschrieben. Er hat nicht übertrieben. Die letzte Sektions-Skitour der Saison führte einmal rund um den Piz Bernina und bot zu jeder Zeit eine grandiose Aussicht auf die vergletscherten Gipfel. Die Anreise per PKW hatte bestens geklappt.

Am Bahnhof Morteratsch parkten wir die Autos und versuchten von dort mit der Bernina-Bahn zur Diavolezza zu fahren. Das gelang uns erst auf den zweiten Versuch. „Halt auf Verlangen“, wieder was gelernt. Für die fünf Komfortbergsteiger reichte es jedoch immer noch für die letzte Gondelfahrt. Anja, Uli und Wolfgang konnten widerstehen und fellten an. Nach etwa 2,5 Stunden traf man sich wieder zum hervorragenden Abendessen im Berggasthaus Diavolezza auf 2.973 m. Hans hat in der Zwischenzeit mit Bernd, Manfred, Klaus und Heiner Spaltenbergung geübt.

Der erste Abend gleich auf 3.000 m war nicht für alle leicht zu akklimatisieren. Dazu kam für manche auch ein leicht flaues Gefühl, ob der Gratüberschreitung am nächsten Tag. Am nächsten Morgen waren alle fit. Das Wetter präsentierte sich ebenfalls bestens. Strahlend blauer Himmel, soweit man sehen konnte. Wir verließen gegen 7 Uhr die Bergstation und fuhren die 200 Hm hinab auf den Gletscher. Es dämmerte noch und wir seilten uns an. In zwei Viererseilschaften stiegen wir zügig auf zum Piz Palü. Auf etwa 3.700 m erreichten wir den Grat. Von jetzt an mussten wir unsere Skier tragen. Die meisten Bergsteiger erklommen die letzten Meter ohne Ski und Rücksack. Sie fuhren wieder zur Diavolezza ab. Die wenigen, welche die Überschreitung wagten, mussten alles den steilen Gipfelgrat hochtragen. Die Überschreitung vom Ostgipfel 3.882 m auf den 3.905 m hohen Hauptgipfel des Piz Palü erforderte dann Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Dazu blies ein frischer, kalter Wind. Wir verweilten nur kurz am Gipfel. Es ging weiter auf dem Grat Richtung Pix Spinas um auf den Gletscher Altipiano di Felliaria abzusteigen. Dort in der Sonne war dann endlich Zeit für eine ausgiebige Pause. Alle waren froh die wohl kniffligste Stelle der Tour gemeistert zu haben. Die folgende Abfahrt über den Passo di Sasso Rosso und den Passo Marinelli Orientale zur Rifugio Marinelli 2.813 m war ein Genuss.

Abseits vom Hauptweg auf den Piz Palü waren wir fast unter uns. Es waren nur wenige weitere Gruppen auf der ausgesetzt gelegenen Hütte. In der Sonne, auf der Terrasse tranken wir unser verdientes Panache. Wir vermissten den Luxus der Diavolezza ein bisschen, dafür durften wir aber bis 7 Uhr ausschlafen. Erst nach 8 Uhr verließen wir die Marinelli Hütte und stiegen über den Vedretta die Scerscen Superiore auf den Pix Sella 3.506 m auf. Wir wurden mit einer grandiosen Aussicht – diesmal ohne Wind – belohnt. Das 360-Grad-Panorama von Monte Rosa bis Königsspitze bot alles was das Bergsteigerherz begehrte. Wer damit noch nicht ganz zufrieden war, konnte sich auf der folgenden, ca. 1.000 Hm langen, Pulverschneeabfahrt austoben. Der „Ruhetag“ klang in zwei Etappen aus. Zuerst eine ausgiebige Brotzeitpause auf dem Roseggletscher in der warmen Sonne und dann noch auf der Terrasse der Coazhütte 2.610 m. Auch dieser Tag bot strahlend blauen Himmel, von früh bis spät.

Die steigenden Temperaturen und der kommende lange Tag, veranlassten uns am Montag früh aufzustehen. Um 5 Uhr war Frühstück und um 05:45 fuhren wir bereits von der Hütte hinab zum Gletschersee auf 2.150 m. Von dort mussten wir dann wieder aufsteigen. Zuerst über die Randmoräne hinauf auf etwa 2.400 m. Dann unterhalb des Piz Bernina und mit Blick auf den Biancograt quer über den Vadret da Tschierva. Vorbei an der geschlossenen Tschiervahütte ging es hinauf, am Piz Morteratsch vorbei, zur Fourcla di Tschierva. Wir konnten den ganzen Aufstieg eine tolle Aussicht auf die Bernina und den Biancograt genießen. Hans hatte heute ob der warmen Witterung und der abschließenden Abfahrt etwas Eile. Da wir aber flott unterwegs waren, hatten wir noch Zeit um auf den Piz Tschierva 3.546 m zu gehen. Ebenfalls ein Topaussichtsberg, nur drei Kilometer Luftline vom Piz Bernina und sogar mit Blick auf unseren ersten Gipfel den Piz Palü. Die Runde begann sich zu schließen. Nach kurzer Pause, fuhren wir ab zur Fourcla di Misaun. Eine kurze steile Scharte mit ebenso steiler Abfahrt auf die Nordseite des Piz Boval. Dank der nordseitigen Lage konnten wir hier nochmal einen Pulverschneehang genießen bevor es durch den weichen Sumpf zur Bovalhütte ging. Für die geplante Abfahrt direkt zum Bahnhof war es viel zu weich. Noch eine kurze Einkehr auf der Hütte und dann fuhren wir über die Skiroute von der Diavolezza Bergstation nach Morteratsch Bahnhof zum Auto. Alle waren sich einig dass diese Tour etwas besonderes war. Wir hatten drei Tage ausgezeichnete Schneeverhältnisse und geniales Wetter. Dazu mit Hans einen super Führer dabei, der uns sicher durch die imposanten Gletscher auf die schönsten Aussichtsberge und zu den butterweichen Tiefschneehängen führte.

Heiner Stocker